Speichenrad bauen  ohne Drehbank, ohne Fräse

 

  Herstellung von Speichenrädern
mit einer Ständer-Bohrmaschine
.





     
  Nun erzähl schon!

Also gut.

Erst muss man seine Ständerbohrmaschine
so justieren, dass der Werktisch
absolut senkrecht zur Drehachse Bohrfutter steht.

Wenn sie keine Ständerbohrmaschine zur Hand
haben, nehmen Sie ihre Säulenbohrmaschine.

Zum Ausrichten des Werktisches muss man sich
nur etwas Fundamentalgeometrie einfallen lassen.
     
 

Man spannt einen Drahtbügel in das Bohrfutter.
Der kann von einem Kleiderbügel stammen.
Die Maschine nicht einschalten!

Bohrfutter nur von Hand drehen!
!! Verletzungsgefahr !!

Wenn das freie Ende des Bügels überall
gleichmäßig dicht über den Werktisch fährt,
hat man dessen Ebene senkrecht
zur Bohrachse ausgerichtet.

Das sollte man äußerst gewissenhaft machen,
sonst taumeln später die Räder.

     
  Man verklebt 2 Polystyrolplatten.
Die Untere bekommt einen dünnen Farbauftrag.
In Steifen. Farbe und Kleber klebt nicht.
Die Verklebung sollte gut durchhärten.
Die obere Platte hat die Dicke des herzustellenden
Laufkranzes oder Radsternes.

Die Verbundplatte spannt man auf den Werktisch.
Danach nicht mehr bewegen. Den Tisch auch nicht.

Man muss die Maschine so einstellen,
dass ohne Verstellen des Werktisches
alle weiteren Werkzeuge gespannt werden können!!

Zuerst bohrt man das Loch für die Radachse.

     
  Dann spannt man um.

Dieser Fliesenschneider aus einem Baumarkt
wurde derart auf einer Schleifmaschine umgeschliffen,
dass das Radprofil abgebildet wird.
 

Die Lauffläche ist nach außen deutlich breiter
als notwendig.

Dieses Werkzeug eignete sich
wegen seiner Steifigkeit sehr gut zum Schaben.
Das Schleifen des Widia-Bügels
war weniger angenehm.
 

     
  Drei Tage später sah ich in einem
Handarbeits- Kunstgewerbegeschäft
dieses Bauteil.

Ich konnte mir keinen Reim darauf machen,
es war mir aber auch gleichgültig.

Bestechend war allerdings,
an einer Tischkante gerollt,
dass der Vierkant absolut senkrecht zur Achse drehte.

 

Abends war mein rotierendes Unterbewusstsein
fertig mit dem vormittags gesehenen Teil.

Am nächsten Tag war ich wieder bei dem Händler
und kaufte den "Twister".

Er sollte im Originalzustand dazu dienen,
dass man irgend welche Drahtspiralen für Schmuck
von Hand wickeln kann.

     
  Abends war der Twister umfunktioniert.
Zwei Schlitze waren gesägt, Bohrungen gesetzt.
 

Der erste eingesetzte "Drehstahl"
für das gesamte Radprofil war zu ungenau.
Auch war er zu schwierig zu schleifen.
Deshalb wurden die Aufgaben auf 2 Stähle verteilt.


Danach schliff ich aus einer Schneideklinge
nur das äußere Laufkranzprofil eines Rades
als Negativ in den Stahl.

Und dann einen rechtwinkligen Stahl
zum Freischaben des Speichenraumes
bis hin zur Nabe.

Die Stähle waren abgebrochene Klingen
meiner Schneidmesser-Klingen.

 

     
      Bohrmaschine nur von Hand am Futter drehen !!!!!!

1)  Laufkranzprofil nur im
     hundertstel - Millimiterbereich freischaben.
     Eine Hand am Futter zum Drehen,
     mit der anderen den Vorschubhebel
     so sanft andrücken, als wenn Sie ...
     Die Späne so dünn schaben, dass Licht
     hindurchscheint. Nach 10 Minuten ist man fertig.

Licht - Das war das Stichwort. Wenn man ROT
hindurchscheinen sieht, weiß man, wie tief man ist.
Genügend Material für die Spurkranzstärke lassen.

2)  Beim nächsten Schritt spannt man den
     rechtwinkligen Stahl ein und man schabt
     den Bereich für die Speichen frei.

3)   Ev. wie 2) mit versetztem Stahl bis zur Nabe.
      Bei der Nabe extrem feinfühlig arbeiten,
      damit sie sich nicht aus der Verklebung löst!

4)  Beim letzten Schritt spannt man eine dünne Stahlnadel.
     Man schabt außen bis auf Rot durch,
     Achtung, hier bestimmt man die Spurkranz-Höhe.
     Das macht man nur 1 Mal!


Beim dritten Versuch war der Drehling gelungen.
Das war die Sache mit der Nabe und der Nadel.
 

     
 
Alle diese Räder wurden mit dieser Methode hergestellt,
bzw. alle Räder des Kapitels Lokomotiven - Experimente.

Natürlich wurden die Räder nach der Anschaffung einer Portalfräse anders hergestellt.
In Sachen Rundlauf sind die alten den neuen Rädern aber gleich.


 
Nach dem Ausspannen sollte man einen auf einer Platte klebenden Radreifen und eine Nabe mit
Bohrung haben, alles absolut zentrisch.

Am PC zeichnet man einen passenden Papierring mit
der Speichenteilung, die Speichen etwas breiter als
das Material der Speichen. Ring ausschneiden, einlegen.
Nun klebt man die Speichen ein, die alle von dem
gleichen Streifen abgeschnitten werden,
damit alle Speichen gleich lang werden.

Man sollte die Speichen sehr gut verkleben und
dem Kleber viel Zeit zum Aushärten lassen.
Wegen des Papierringes Kleben die Speichen
gewollt nicht auf der Trägerplatte.

Letztlich spaltet man die Verklebung von Radreifen
und Nabe von der (roten) Basisplatte
mittels einer hauchdünnen Klinge.

Man sollte nun ein fertiges Speichenrad haben,
das genauso sauber läuft,
als ob es aus einer Drehbank oder einer Fräse stammt.

Danach klebt man es auf eine Platte,
Käfig darum herum, eine Vervielfältigungsprozedur
mit Silikon und Gießharz kann sich anschließen.

 

     
  Der misslungene Abguss mit Luftblasen, Rad links,
war natürlich ausgesprochenes Pech,
zeigt aber, was machbar ist.

Gemachte Erfahrung:
Der Durchmesser der Achsbohrung für eine 3mm Achse
ist als Klemm- oder Klebefläche zu klein,
um die Kräfte eines Stangenkupplers
sicher übertragen zu können.

Als Konsequenz wurde später für die Achsen von
Lokomotivrädern ein üößerer Durchmesser gewählt.