V60  -  l'enfant terrible          

       
  Eine V60 als Rangierlokomotive auf einer kleinen Anlage ist vielleicht etwas einfallslos,

aber immer noch zeitgemäß in "Bundesbahnien".

 
      Prinzip - Bild einer V60
  Noch gibt es sie. Und wird meist übersehen.
Wenn die Letzte aus dem täglichen Einsatz genommen werden wird,
wird aber ein Raunen durch Bundesbahnien gehen.

Wir fahren ICE's mit Tempo 330, wenn sie denn fahren,
waren vor langer Zeit auf dem Mond,
sind am Ende des ersten Jahrzehntes des 21 Jahrhunderts angekommen
und fahren noch stangengekuppelt.
Kontraste.

Eine dieselelektrische Lok sollte sie eigentlich längst im alten Jahrtausend noch abgelöst haben, diese V60.
Aber dann ging die Mauer auf und Bundesbahnien wurde von einer Schar von Lokomotiven, die nicht ins Konzept passten, überflutet.
Projekte wurden gestoppt, so auch die universelle Einheitslok, endlich nach Jahrzehnten greifbar, der es gleich sein sollte ob schneller Reisezug in der Ebene oder langer Güterzug über die Alpen ziehend am Haken, eine, die einfach alles kann.

Jeder Modellbahner kennt diese nun sehr viel älter gewordene V60.
Große historische Betrachtungen kann ich mir ersparen.
Das Internet ist voll davon.

Nur eines sei noch einmal erwähnt:
Zwischen 1955 und 1963 wurden immerhin 942 Maschinen gebaut.
Anders ausgedrückt, die, die es noch gibt, sind alle mittlerweile Oldies.
Aber noch sieht man sie überall, ein direkter Nachfolger ist nicht in Sicht.

Die letzten Schuljahre fuhr ich mit der Bahn in meinen Schulort.
Es war die Strecke Wesel-Dinslaken.
Anfangs kamen noch Dampfloks aus Oberhausen
und fuhren durch bis Emmerich.
Irgendwann nahm ich sie nicht mehr wahr.
Die Chemie- oder Französischarbeit im Nacken bestimmte die 15minütige Fahrt,
manchmal auch die Freundin, die in Voerde zustieg.
Aber gelegentlich, als Ersatz bei Dampflokausfall, dann immer öfter,
war auch eine V60 vor den Donnerbüchsen.
Das fiel dann eben auf. Sogar der Freundin. Und das nicht nur mir zuliebe.

   
       
       
       
  Die Herausforderung    
       
  L' enfant terrible
oder das Monster aus China.

Ich weiß, es läuft einem beim Anblick dieses Monsters kalt und heiß
den Rücken rauf und runter.
Es gibt auch eine Dampflok ohne jeglichen Vorbild-Bezug
mit diesem Fahrwerk darunter. Hätte man wenigstens die Zylinder weggelassen.

Das war sogar für Kaufhallen-Verkaufsstrategien, wo ich sie 2007 zusammen mit eineinhalb Kreisovalen, 2 Waggons, 2 Geraden und 2 Weichen
und einem Radlader für 20€ entdeckte, starker Tobak.
Kurz vor Feierabend kaufte ich dann gleich 2 Packungen, schwer darauf achtend, dass der Laden leer war und wirklich niemand in der Nähe, der mich kennt.
Wie peinlich, hätte mich jemand auf diesen meinen Kauf angesprochen.

Trotz dieses fauxpas ist aber mit etwas gutem Willen noch eine V60 zu erkennen.
 

   
      So gut wie nichts stimmt.
    Ich weiß, dass es noch andere gibt  und kenne sie auch,
die sich seit mehr als geraumer Zeit mit diesem Modell beschäftigen, aber nicht den Start finden.
Und nun gehe ich in die Offensive und fange an damit,
sozusagen als Wegbereiter.

Ganz schön zerklüftet ist die Karosse.
Außerdem ist sie deutlich zu hoch.
Damit hat man die viel zu kleinen Räder kaschiert.
Dann natürlich noch der absolut falsche Radstand.
Außerdem müsste die Karosse wegen der Achsabstände,
kurz, lang, anders herum auf das Fahrwerk gesetzt werden.
Der Radstand wäre dann aber immer noch sehr daneben.
Über die armdicken Geländer sehen wir hier noch hinweg.
Mit einem Dampferzeuger genau die
entgegengesetzte Richtung zu beschreiten würde auch wenig hilfreich sein ...


Die Fensterproportionen stimmen natürlich auch nicht.
Wie fast alles nicht. Vieles oder einiges, schwierig sich richtig auszudrücken, stimmt aber doch.
Erhabene Linien, als ob es darum geht,
mit ihnen einen Preis zu gewinnen.
Machen wir reinen Tisch.

       
  Mein Hauptbestreben bei diesem Umbau ist, der Karosse ein vorbildgerechtes Fahrwerk zu verpassen.
Auf dieses Fahrwerk könnte man dann einen Karosserieneubau setzen.
Vorerst soll die angepasste Karosse darauf passen.
Wenn die Gesamtlänge der Karosse nicht stimmen würde, würde ich es lassen.
Aber nach langem Messen und Überlegen habe ich einen Weg gefunden,
l'enfant terrible zu verwerten.
   
       
  Es kann allerdings durchaus sein, dass ich am Ende mit einem Baseball-Schläger
darauf haue und dann doch eine neue Karosserie baue.

Warum ich es nicht gleich mache? "So etwas wie Olympischer Gedanke und die Herausforderung"

   

 

      Der Fahrplan:
     

 

Die Karosserie muss unten in voller Länge abgesägt werden.
Die meisten erhabenen Linien müssen weggeschnitten
und/oder abgeschabt werden.
Und dann noch so allerlei Kleinkram, der auch weg muss.
Und anderes muss dafür dran.
Wie gesagt, am besten, man schmeißt alles weg.
Oder man kämpft etwas, etwas mehr und noch ein bischen.

Irgendwelche Lüftungsschlitze, fast wie ein Schweizer Käse,
der im Rechteck springt, sind zuzuspachteln.

       
    Die Trittstufen erhungern eine Schlankheitskur.
Ein paar rechteckige 9er wurden auch abgefeuert.
       
    Sie glotzt einen so doof an wie der Goofy in Enten Heften.
Einfach nicht zu ertragen.
       
    Kurzer Prozess:

Die Lok sollte man mit Kompass
Nord-Süd ausrichten
und sich selbst auf die Nordseite stellen.

       
    4 Minuten später kann man dann freien Blick
bis zur Adria haben,
wären die Alpen nicht dazwischen.
       
    Auch die seitlichen Fensteröffnungen sind auszuschneiden um neuen Fenstern mit den richtigen Proportionen
Platz zu schaffen.
       
     

Aussägen des Kühlers für mehr Tiefe.

Die scharfen Karosserie-Kanten sind von innen auszufüttern,
damit sie später rundgeschliffen werden können.

       
    Aufdoppeln der nur angedeuteten Schiebe-Verkleidung und der T-Schiene ihrer Führung.

Hier sind schon gerundete Kanten.
Verspachteln überflüssiger Löcher.

Anderer Kleinkram.
Verspachteln, schleifen,
dann wieder von vorn.

Während der Trockenzeiten werden
die Fensterpartien gezeichnet, die Rahmenbleche,
und nicht zu vergessen,
alles muss dann noch in Fräsdateien
mit Radiuskorrektur konvertiert werden.

Fast hätte ich es vergessen:

Das Getriebe sollte auch noch konstruiert werden.
Die Kuppelstangen sind dabei nur eine Nebensache,
wenngleich als Antrieb unabdingbar.

       
       
       
      Das war das Stichwort. Hier der Antrieb.
       
    Die Rahmenkonstruktion ist ähnlich der der V20,
die sich bewährt hat.
Never change a running system.
Doch. Ein paar Dinge sind gänzlich anders.

 

       
    Der Außenrahmen wird über den Innenrahmen geschoben.
Nein.
Der Innenrahmen wird in den Außenrahmen geschoben.

Jetzt weiß ich es selbst nicht mehr genau.
Aber es passt.

Schnee von gestern.

 

       
    Etwas Diplomatie:

Der Außenrahmen führt, trägt und sichert den Innenrahmen und dieser begrenzt die mögliche vertikale Achsbeweglichkeit, die der Außenrahmen zulässt.

Die vielen vertikal angeordneten Löcher
nehmen später die Mimik der Bremsbacken auf.
Hoffe ich zumindest.

Durch die Rechtecke,
hinter den Spurkränzen angeordnet,
können Schleifer die Spurkränze kitzeln
oder Pilzschleifer ihre Nasen hindurch stecken.

       
    Der Antrieb erfolgt diesmal über ein klassisches Stirnradgetriebe,
kein Winkeltrieb wie bei der V20.
Der Motor hat zwei Wellenenden.
Auf der dem Ritzel gegenüberliegenden Seite kann nach Belieben eine Schwungscheibe befestigt werden.

Der Motortyp ist in einem früher gebauten Versuchs-Getriebe ausgiebig erprobt worden und hat einen 2-wöchigen Testlauf in einem Versuchsgetriebe anstandslos überstanden.
Ich habe ihn als sehr laufruhig, stark und zuverlässig eingestuft.

Die Zahnräder sind zur ersten Anprobe eingesteckt.
Modulwechsel 0,5 auf 0,8.

Die Zahnräder des Modulwechsels und die des Moduls 0,8
sind Eigenherstellungen.

       
    Um jeden Viertelmillimeter wurde bei den Zahnrädern
mit Modul 0,5 gerungen. Aber nicht am Wirkkreis.

Auch der Motor ist nur lose zu Fotozwecken eingelegt.
Noch kann man ihn nämlich sehen.

Die Längsschlitze in den Rahmenrippen dienen
weniger der Querbelüftung als bequem lange Blattfedern einsetzen zu können, die die Achsen per Federdruck nach unten drücken werden.

Auch die kreisrunden Öffnungen daneben sind keine Relikte früherer Grundrissplanungen mit Käselöchern für die diversen Versorgungs- und Entsorgungsleitungen eines Gebäudes.

Für den Fall, dass ich mit nur einem Kupplungsservo arbeite, schiebt und zieht es sich so leichter durch die Kelleretage.

       
    Ringe sind zu einer Hülse für die Motorlagerung zusammen- und eingeklebt.
 
Sie lassen ringsum zum Motor 1,5mm Abstand.
Der letzte dieser Ringe steckt noch schräg auf dem Motor
um das Spiel von 1,5mm zu demonstrieren.

Der linke, genau passende Ring, wird als einer von 2 Passringen zur genauen Justierung des Motors eingesteckt.
Eine zusätzliche Funktion der Ringe ist, die Hülse zu verschließen,
wenn sie mit Silikon vergossen wird, um den Motor vibrationsdämpfend wie bei der V20
schwimmend lagernd zu umschließen.
Nach abgeschlossener Vernetzung des Silikons werden die beiden Ringe wieder entfernt.

       
    Größenvergleich:

Ein V60-Originalrad hat nominal einen Durchmesser von 1250mm.
Das weiße Rad hat im Modell 39mm Durchmesser
und ist damit maßstabsgerecht.

Diese Karosserie hat einen Sprung.
Den hatten die Entwerfenden wohl auch.
Die Karosse durfte den haben.
Deshalb hat sie zusammen mit den üblichen Schienen,
Weichen und Wagen auf dem Trödel nur einen Fünfer gekostet.
Den neuen Fünfer, den es nur als Zettel gibt.
Die V, noch weit entfernt eine 60 zu werden, hat die hausinterne Nummerierung -04 bekommen.
Das alte Fahrwerk kommt bald in die Tonne.

Aber was Sie auch sehen können,
etwas mehr als ein halbes Jahr habe die Fräse nun,
und sie gehorcht mir bedingungslos.
 

       
    Langsam greifen die vielen kleinen und großen Umbau-Maßnahmen und geben dem "roten" Chinesen,
auch wenn der mancherorts erbleicht,
die richtigen Proportionen,
damit er eine halbwegs richtige V60 wird.

Der Motor ist vorn im Rahmen,
vor der vordersten Achse.

Den tiefliegenden Frontantrieb hatte ich als Student in meinem Alfa-Sud schätzen gelernt. Die Karosse verwand sich etwas, flog aber stets hinterher.

Der tiefe Motor-Schwerpunkt ermöglicht für Liebhaber
des alten Rennbahn-Effektes der Jugendzeit,
mit 220 Sachen in die Kurve gehen zu können.

Oder man kaufe so lange seine Konkurrenten auf, bis der Spurkranz trotz dreimal größerer Gummi-Haftreifen
taumelt wie die Banken.



 

       
    Führerhaus V60 mit Face-Lifting
und verstärkter Schiebe-Haube
und anderen Zurüstteilen.
       
    Operation am fertigen Antriebsteil:

Einschnitte für die Pap - Box.

Da ich nun endlich die endgültigen Maße vorliegen,
kann ein Weiterbau, auch bei den anderen Modellen,
nun beschaulich weitergehen.

       
     

Alu fräsen oder drehen, 
wenn es nicht die richtige (härtere) Legierung ist:

Bei Alu 99,5 kommt Freude auf.

Aufbauschneide nennt man das.

Not-Schmiermittel Spüli mit etwas Wasser. Das war es nicht.
Vor dem nächsten Versuch gehe ich in den Keller
und hole den alten Feuerlöscher hoch.

Dann der richtige Fräser,
und als Klassiker 'Petroleum als Schmiermittel'.
andere nehmen Spiritus. Au Weia.

Wenns gebrannt hat oder der Geruch zu lange bleibt,
dann professionelles Schmiermittel.

Wenn das alles nichts hilft, dann muss

AlCuMgPb her. Aber woher?

 

       
    Den werde ich mit AhA-Plus wieder zusammenkleben.

Sagte ich vorhin, die Fräse gehorcht mir bedingungslos?
Tut sie!
Nur der Fräser nicht.
       
    Speichenrad für V60.

Radreifen aus Alu. Geht doch. Wenngleich sehr mühsam.
Aber oft sehen Sie Alu nicht auf dieser HP.

       
    Radreifen für die V60.

Die ersten Radreifen aus Metall.

Weil Alu in der Stärke 6mm schwer aufzutreiben ist,
örtlicher Metallhandel,
aus 3 Ringen zusammengesetzt.

Bin aber noch nicht ganz zufrieden damit.
Alles zusammen ist einfach zu viel Arbeit.

Das üben wir noch.
Oder machen es gänzlich anders.

       
       
  Wird fortgesetzt. Aber erst, wenn der Fräser fest ist.